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Warum GastgeberKultur?

Jan Wilhelm Buhrmann • Mai 27, 2021

Über die Kultur eines Gastgebers

 Als wäre es Gestern gewesen:
Ich bin erst seit einer Woche Sommelier im legendären Sternerestaurants „Die Ente“ im Hotel Nassauer Hof in Wiesbaden und Charlie Chaplins Tochter Geraldine Chaplin logiert momentan dort. Sie hat wegen terminlicher Verpflichtungen keinen Tisch in der Ente reserviert. Als großer Charlie Chaplin-Fan bin ich etwas enttäuscht. Seine Tochter als Gast begrüßen zu dürfen, das wäre doch was. 

Ich stehe mit meinem Maître Gunter Kaufmann an der Theke der Ente, als plötzlich Geraldine Chaplin herein stürmt. Mir fällt die Kinnlade runter. Sie ist umgeben von einer unvergesslichen Aura. Wie alt mag sie sein? Anfang 60? Die Ähnlichkeit zu Ihrem Vater ist unbeschreiblich. Das Gleiche verschmitzte Lächeln. Als würde ich der Schwester des Tramps gegenüber stehen. Mit Mühe bekomme ich ein kurzes „Guten Tag Frau Chaplin heraus.“. Sie lächelt mich an, geht auf Herrn Kaufmann zu und begrüßt ihn herzlichst. Munter plaudern die beiden auf französisch, als hätten sie sich gestern zum letzten Mal getroffen. Sie entschuldigt sich, dass sie dieses Mal leider nicht zum Essen kommen kann. Aber ihm wenigstens „Hallo“ zu sagen, das lag ihr auf der Seele. Und ehe ich mich versehe, ist sie schon wieder verschwunden. Erstaunt schaue ich Herrn Kaufmann an. Welche Erinnerung und Eindruck muss er bei Frau Chaplin hinterlassen haben, dass sie sich an diesen einen Maître in Wiesbaden besonderes erinnerte?

Gunter Kaufmann besaß die seltene Gabe, allen Gästen mit Betreten des Restaurants das wohlige Gefühl zu geben, willkommen zu sein. Ganz gleich, wer eintrat. Ob Wiesbadener Schickeria, internationale Prominenz oder ein junges Pärchen, das zum ersten Mal in einem Sternerestaurant dinieren wollte. Für jeden dieser Gäste hatte Herr Kaufmann eine eigene Begrüßung, einen anderen saloppen Spruch parat und sie alle fühlten sich sofort wie zuhause. Er war ein charismatischer Gastgeber mit Leib und Seele. Herzlich und authentisch, gepaart mit feinem Humor. Nichts konnte ihn im Gastraum aus der Ruhe bringen. Wenn Gäste mal etwas länger auf Ihr Essen warten mussten, hatte er einen flotten Spruch parat und die Welt war wieder in Ordnung. Egal, was er tat, er strahlte immer eine unbekümmerte Leichtigkeit aus. Von ihm habe ich gelernt, wie wichtig die zwischenmenschliche Interaktion und Kommunikation zwischen Gastgeber und Gast ist. Denn niemand bindet einen Gast so sehr wie ein sympathischer und charismatischer Gastgeber. Nicht wahr, Frau Chaplin?

Sachlich betrachtet ist Gastgeberkultur das Zusammenspiel von Bewirtung (Gastgeber) und der sozialen Umgangsform mit dem Gast (Kultur). Auf der einen Seite stehen also Speisen, Getränke und das Ambiente, auf der anderen steht die Kommunikation. Dahinter verbirgt sich die geschickte Kombination von Spaß am Service, Essen und Erlebnis. Und der kann sich kaum ein Gast entziehen. Gäste, die sich wohlfühlen, kommen wieder und zeigen eine höhere Umsatzbereitschaft.


Zauberformel Gästebindung
Dahinter steckt keine geheime Zauberformel. Wichtig erscheint mir, das jeder seine eigene GasgeberKultur im ständigen Gästekontakt entwickelt und sich mit dem Verhalten seiner Gäste auseinandersetzt. Es gibt kein wirkungsvolleres Instrument als dem Gast das Gefühl zu geben, wichtig zu sein, ihm Aufmerksamkeit zu schenken, präsent ohne aufdringlich zu sein. Und wenn Sie dabei noch authentisch wirken, steht dem Erfolg als Gastgeber nichts mehr im Wege. Denn guter Service spricht sich rum. Gäste schwärmen ihren Freunden davon vor und Restaurantkritiker betonen ihn stets gerne.


Es lohnt sich also, der kommunikativen Beziehung zwischen Gast und Gastgeber besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Damit meine ich die verbale und non verbale Kommunikation.

Die verbale Kommunikation beschreibt die Empathie, die Sprache des Gastes zu verstehen und so für jeden einzelnen Gast die richtige Umgangsform zu finden. Die non verbale Kommunikation ist etwas komplexer, aber umso wichtiger. Immerhin findet 80% unserer Kommunikation non verbal statt. Es ist die Fähigkeit, die Körpersprache des Gastes zu verstehen und die eigene Gestik gezielt einzusetzen.

Mit meinem GastgeberKultur Training widme ich ganz dieser Thematik. Es geht mir nicht darum, den Teilnehmer Verhaltensregeln zu erklären oder starre Verkaufsfloskeln einzutrichtern. Ich möchte, das Gastgeber-Gen in ihnen freilegen. In meinem Training zeige ich ihnen den großen Kommunikations-Werkzeugkasten und wie sie damit ihr eigenes Gastgebertalent perfektionieren können. Sie lernen, wie sie diese Werkzeuge zum erfolgreichen Verkaufen nutzen oder auch in Konfliktsituationen anwenden können? 

Je mehr die Teilnehmer damit in der Praxis experimentieren, umso selbstsicherer werden sie. Und das hat viele positive Auswirkungen. Sie werden den Gastraum mit ihrem charismatischen, authentischen Gastgebertalent füllen, stressresistenter werden und damit auch mehr Spaß an ihrer Arbeit haben. Denn wer die Umgangsformen mit den Gästen beherrscht, pflegt diese auch mit seinen Kollegen. Das Arbeitsklima, die Dynamik und Motivation des Gastgeberteams bekommt eine ganz neue Dimension. Es gibt keinen besseren Ansporn, als zufriedene und dankbare Gäste. Das wirkt sich übrigens oft auch positiv auf das Trinkgeld aus. Arbeitgeber freuen sich indes über steigende Umsätze und Gästefrequenz und die Gäste über die aussergewöhnliche Gastfreundschaft. Eine rundum Win-Win-Situation.
Maître Gunter Kaufmann
von Jan Wilhelm Buhrmann 09 Juni, 2021
Das Gastgeber-Gen steckt in Jedem von uns - davon bin ich überzeugt. Ich habe eine Idee, wie sie es zum Strahlen bringen.
von Jan Wilhelm Buhrmann 28 Mai, 2021
Eine Steigerung des Pro-Kopf-Umsatzes ist wohl jedes Gastronomen Wunsch. Doch wie erreichen Sie das? Mit Marketingmaßnahmen oder doch mit der Perfektionierung der Gast-Gastgeber-Beziehung?
von Jan Buhrmann 23 Apr., 2021
Verkaufen kann jeder. Oder doch nicht? Es kommt nicht darauf an, OB man verkauft, sondern WIE.
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